02.10.2018 - Ein junger Slowake will beim ThSV Eisenach durchstarten

Der junge Slowake Martin Potisk, seit Anfang dieser Saison Spieler der 1.Männermannschaft des ThSV Eisenach, berichtet in einem vom ThSV Eisenach geführten spannenden Interview u.a. über seine Gründe, als Handballer nach Deutschland zu wechseln und sich für den ThSV Eisenach zu entscheiden.

Martin Potisk will in Eisenach sein Handballglück machen  

Slowake wagte nach dem Abitur den Schritt nach Deutschland

Martin Potisk (geb. 28.01.1999), zum Perspektivkader der slowakischen Handballnationalmannschaft der Männer gehörend, legte im Mai dieses Jahres am Gymnasium in Bratislava das Abitur ab. Seit dem 9. Lebensjahr spielt er Handball in seiner unweit von Bratislava gelegenen Heimatstadt Modra, beim ortsansässigen HV Slovan Modra, dessen Männerteam in der ersten slowakischen Liga am Ball ist. Im „zarten Alter“ von 19 Jahren entschloss er sich zu einem Wechsel nach Deutschland, heuerte beim gerade in die 3. Liga abgestiegenen ThSV Eisenach an. Dass Deutsch am Gymnasium zu seinen Unterrichtsfächern zählte, erleichtert die Eingewöhnung in der neuen Umgebung. „Er hat eine überaus positive Entwicklung genommen. Die Rolle als Joker, als neue Impulse setzender Spieler, erfüllt er bestens. Stabilisiert er seine Leistungen, auch im Training, kann er langsam in seine Lieblingsrolle auf der mittleren Aufbauposition hineinwachsen, eine Alternative für Marcel Schliedermann, aber auch für den linken Rückraum werden“, erklärt Sead Hasanefendic, die Trainerikone des ThSV Eisenach. Aufgrund einer Knieverletzung musste Martin Potisk die beiden Auswärtsspiele in Erlangen, beim HC Erlangen II und beim TV Erlangen-Bruck, die beide mit klaren Eisenacher Siegen endeten, als Zuschauer verfolgen.

Martin Potisk beim Ligagipfel am Samstag dabei

Beim anstehenden Ligagipfel am Samstag, 06.10.2018, wenn der ThSV Eisenach um 19.30 Uhr die SG Nußloch empfängt, ist er wieder dabei. Der Wohlfühlfaktor wird diese Woche deutlich erhöht, ist seine Freundin aus Österreich zu Besuch.

Wir sprachen mit Martin Potisk:

Warum haben Sie sich für Handball, nicht für eine andere Sportart entschieden?

In Modra war Handball die Sportart Nummer 1. Die Tochter einer Lehrerin hat in der Schule für den ortsansässigen Handballverein geworben. Ich bin zum Schnuppertraining hin und geblieben. Es hat gleich Spaß gemacht.

Was war ausschlaggebend, um in ganz jungen Jahren die Heimat zu verlassen? Warum zum ThSV Eisenach?

Ich will mich im Handball und zugleich mit der deutschen Sprache verbessern. In Deutschland bietet sich für beides die beste Gelegenheit. Ich habe natürlich verfolgt, dass sich mit Tomas Urban ein Landsmann in Eisenach sehr wohl gefühlt hat. Ich habe eine Bewerbung mit Vita zum ThSV Eisenach geschickt. Ich wurde zum Probetraining eingeladen, und es hat geklappt. Dass der ThSV Eisenach derzeit nur in der 3. Liga spielt, stört mich nicht. Wir haben ja ein gemeinsames Ziel, die Rückkehr in die 2. Handballbundesliga.

Haben Sie sich schon mal mit der Stadt bekannt gemacht, in die große Geschichte hineingeschnuppert?

Um ehrlich zu sein, dazu bin ich noch nicht gekommen. Das werde ich aber nachholen, vielleicht mit dem derzeitigen Besuch meiner Freundin beginnen.

Was steht außer dem eigenen Training und Wettkampf auf der Tagesordnung?

Ich absolviere ein Jahr Bundesfreiwilligendienst Ich helfe im organisatorischen Bereich des ThSV Eisenach, bei der Vorbereitung des Trainings- und Wettkampfbetriebes der Nachwuchsteams, betreue gemeinsam mit Philipp Ziehn unter Anleitung täglich die Handball-Schul-Arbeitsgemeinschaften. Ich bin jeden Nachmittag an einer anderen Grundschule Eisenachs. Manchmal klappt es noch nicht ganz mit der Verständigung, aber es wird besser.

Ihre Lieblingsposition?

Rückraum Mitte.

Ihr handballerisches Vorbild?

Filip Jícha

Welche Art des Handballs liegt Martin Potisk?

Ich liebe schnellen Handball schon aus der Abwehr heraus sowie schnellen Positionsangriff, allerdings ohne hektisch zu werden.

Wie kommt ein knapp 20-Jähriger mit einem 70-jährigen Trainer zu Recht?

Ausgezeichnet. Wir alle können von seinem reichen Erfahrungsschatz profitieren. Er ist auch mit 70 ein sehr lebendiger Trainer.

Wie sehen Sie die Trainingsgestaltung?

Während der Saisonvorbereitung umfassten die Trainingseinheiten oft mehr als zwei Stunden. Jetzt sind es zumeist gut 90 Minuten. Unser Coach gestaltet das Training abwechslungsreich und zielgerichtet. Wir bereiten uns auf den nächsten Punktspielkontrahenten intensiv vor. Die Trainingsintensität ist generell weitaus höher als bei meinem Heimatverein in Modra.

Wie empfinden Sie das Klima, die Stimmung in der Werner-Aßmann-Halle?

Super! Grandios, wie unsere Fans uns auch auswärts unterstützen.

Wie sehen Sie die ersten Punktspiele des Teams?

Was letztendlich zählt, das sind die Punkte. Und da haben wir 12:0 vorzuweisen. Das spielerische Moment, das Timing muss besser werden. Die Zahl der Gegentore ist noch zu hoch.

Wie sehen Sie Ihre persönliche Entwicklung einschließlich Einsatzzeiten? Sehen Sie sich als Joker?

Ich bin nicht böse, wenn ich nicht in der Startformation stehe. Wir haben viele erfahrene Spieler, die da den Vorzug erhalten. Ich komme, wenn mich der Trainer und das Team brauchen. Die Einsatzzeiten erhöhen sich und ich merke, der Trainer bringt mir Vertrauen entgegen.

Trauen Sie sich auch die Rolle des Siebenmeter-Werfers zu?

Beim DHB-Pokal in Melsungen habe ich diese Aufgabe übernommen, alle verwandelt. Im Punktspiel übernehmen das zuerst die erfahrenen Spieler. Aber ich würde es mir auch zutrauen.

Welche Aufgaben stehen in der Nationalmannschaft an?

Im Sommer habe ich mit der U 20 meiner Heimat bei der EM (b-Kategorie) gespielt. Ich gehöre zum Zukunftsteam Männer, hoffe auf Berufungen, wäre nächstes Jahr gern bei der EM dabei. Der Fokus liegt auf der EM 2022, die in der Slowakei und in Ungarn stattfindet.

Bericht: Thomas Levknecht

Foto: sportfotoeisenach / Frank Arnold