23.10.2019 - Interview mit Martin Tews über die DHB-Strukturreform

THV-Präsidiumsmitglied Martin Tews vertrat am Sonntag den THV bei der DHB-Bundesratssitzung in Hamburg. THV-Geschäftsstellenmitarbeiter Thomas Löffler interviewte ihn zur Strukturreform des DHB, welche auf der DHB-Bundesratssitzung ein entscheidendes Thema war und Auswirkungen auf die Landesverbände und deren Vereine hat.  

Thomas Löffler: Hallo Martin, du hast am Sonntag den THV in der DHB-Bundesratssitzung in Hamburg vertreten. Hauptthema dort war sicherlich die Strukturreform des DHB.

Martin Tews: Ja, genau. Die Strukturreform des DHB ist ja insbesondere wegen der in den Raum gestellten Lizenzgebühr in Höhe von 10 € für jeden Spieler bzw. Spielerin durch DHB-Präsident Andreas Michelmann in der Öffentlichkeit stark debattiert worden. Eine solche Lizenzgebühr ist aber erstmal vom Tisch, da sich die breite Mehrheit der Verbände dagegen ausgesprochen hat. Der DHB hat es versäumt, uns Verbänden einfach die Zeit zu geben, bei der Basis dafür zu werben und nicht nur die Kosten zu debattieren, sondern auch den Nutzen daraus. So musste sich die Basis Anhand der wenigen Äußerungen in den sozialen Medien eine Meinung bilden, und hier wurde halt nur über das Geld geredet und gar nicht, was man denn eigentlich dafür bekommt. Außerdem wäre im direkten Kontakt mit Sicherheit Alternativfinanzierungen aufgekommen, die man dann hätte zusammentragen können und die Vereine auf dem Weg mit einzubinden.

Thomas Löffler: Welcher Beschluss wurde denn zur Strukturreform letztendlich gefasst?

Martin Tews: Es wird eine Strukturreform geben, die den Leistungssport und die Mitgliederentwicklung fördert. Hierzu wird seitens des DHB Personal eingestellt, 20 Personen für den Bereich Mitgliederentwicklung und 15 Personen für den Bereich Leistungssport. Die Förderung erfolgt über 10 Förderregionen. Es werden nun drei AG´s für Leistungssport, Mitgliederentwicklung und Finanzierung eingerichtet, die bis zum 15.03.2020 für die Landesverbände konkrete Vorschläge ausarbeiten sollen, wie die Reform umgesetzt wird. Im Protokoll der Bundesratssitzung wurde festgeschrieben, dass die AG Finanzierung die Aufgabe erhält, andere Formen als eine Lizenzgebühr zu suchen. Die Beschlussvorlagen der AG´s werden dann ab dem 15.03.2020 von den Landesverbänden besprochen und sollen am 15.05.2020 im Bundesrat beschlossen werden.

Thomas Löffler: Was bedeutet dies nun konkret für den THV und seine Vereine?

Martin Tews: Der MHV, eine dieser 10 Förderregionen, erhält für die Mitgliederentwicklung zwei Mitarbeiter, die in diesen drei Landesverbänden jeweils 40 Stunden pro Woche zur Verfügung stehen und in diesem Bereich arbeiten werden. Wie dies konkret aussieht, wird mit Sicherheit auch die Aufgabe des MHV sein, worin ich die eigentlich größte Aufgabe sehe, da jeder der 3 Landesverbände im MHV sicherlich auch vor unterschiedlichen Herausforderungen steht.

Thomas Löffler: … und die Kostenfrage?

Martin Tews: Die Kosten für die Strukturreform werden im Grunde aber auch von den Vereinen mitgetragen werden müssen. In welcher Form ist noch offen. Ich denke aber, es wird auf ein Modell hinauslaufen, das die Kosten nicht nur auf die Vereine abwälzt, sondern auf mehrere Schultern verteilt. Aber man muss sich vor Augen halten, dass zwei Mitarbeiter, verteilt auf 3 Landesverbände, auch wenn es nur teilweise ist, einen enormen Kostenblock darstellen werden.

Thomas Löffler:  Kann man hier genauere Zahlen schon nennen?

Martin Tews: Nein, denn das hängt natürlich davon ab, wie es am Ende finanziert werden soll. Und das wird erst im März 2020 feststehen.

Thomas Löffler: Was werden die Vereine davon haben? Immerhin kann man doch davon ausgehen, dass ein Großteil der Kosten an diese weitergeleitet werden?

Martin Tews: Die Projekte und Entwicklungen, die wir in den vergangenen Monaten schon im THV angestoßen haben zeigen doch, wo hier enormer Bedarf bei den Vereinen ist. Wir arbeiten hier größtenteils im Ehrenamtsbereich, was einfach nicht zu schaffen ist, dieses enorm wichtige Feld noch weiter auszubauen. Aber genau das ist in hohem Maße notwendig. Die Vereine brauchen Unterstützung bei der Gewinnung von Mitgliedern. Es müssen Hilfestellungen entwickelt werden, die die Vereine nutzen können, wie z. B. bei der Gewinnung von Kindern in Schulen und Kindergärten und so weiter. Sicher gibt es noch eine große Anzahl an weiteren Feldern, die aber auch ich nicht alle überblicken kann. Denn genau daran sollen diese Personen ja arbeiten.

Thomas Löffler:  Und im Leistungssport?

Martin Tews: Hier werden in Deutschland 5 Regionen geschaffen, für den männlichen und weiblichen Jugendbereich sowie für Beachhandball. Diese Leistungszentren sollen quasi auf die Auswahlmannschaften der Landesverbände oben draufgesetzt werden, um hier eine weitere Leistungsstufe entstehen zu lassen, die sich ganz auf den Spitzenhandball konzentriert. Daher sind diese Leistungszentren variabel und meist in der Nähe von Spitzenvereinen zu finden. Denn dort sind dann die Sprungbretter für die weitere Entwicklung.

Thomas Löffler: Der Zwang“, dass sich die Landesverbände zusammenschließen müssen, ist vom Tisch?

Martin Tews: Ja, das ist kein Thema mehr. Das war aber dem DHB schon recht frühzeitig klar, dass er hier in den Landesverbänden keine Mehrheit bekommen wird. Der Kompromiss mit den „Förderregionen“ ist die logische Konsequenz, denn eine Leitung von 10 Regionen ist mit Sicherheit überschaubarer als mit 22 Landesverbänden. Und unsere Zusammenarbeit mit dem MHV besteht ja schon sehr gut, man muss jetzt nur in manchen Punkten noch etwas enger zusammenrücken.

Thomas Löffler: Vielen Dank, dass du dir für ein Interview Zeit genommen hast!